Eigensinnig, standhaft, stur – was ein echter Friese ist, der lässt sich nicht einfach für fremde
Interessen einspannen. Diese Lektion musste bereits der dänische König vor mehr als 300 Jahren
lernen.
Nach dem Tod des Grafen Anton Günther von Oldenburg streckte Christian V. die Hand nach der
Herrschaft in Varel aus. Und er hatte eine Vision: Eine Festungsstadt außerhalb des Stadtkerns
sollte seinen Machtanspruch unterstreichen.
In den folgenden Jahren reiste der Dänenkönig immer wieder an, um die Bauarbeiten zu begutachten und vor allem, um die Vareler zum Umzug in die „Christiansburg“ zu bewegen. Er verbot
Handwerk und Gewerbe außerhalb der Festungsstadt, er versprach den Einwohnern Steuerfreiheit, die „Christiansburg“ bekam einen eigenen Markt und ein Gericht. Doch alles umsonst. Nur
wenige Bürger Varels ließen sich überzeugen.
Und auch sonst stand die Festung unter keinem guten Stern. Im Jahr 1690, nur acht Jahre nach
der Einweihung, stellte sich heraus, dass Hafen und Sieltief verschlammt waren. Spätestens nun
war klar: Die „Christiansburg“ hatte keine Zukunft und der Dänenkönig 300.000 Taler versenkt.
Noch heute lässt sich am Vareler Hafen dank einer Schautafel erahnen, wie die Burg einmal ausgesehen hat.
Erst im Jahr 1733 ließ Graf Anton Günther II. am Vareler Siel einen Lösch- und Ladeplatz für Schiffe anlegen. Und es dauerte mehr als hundert weitere Jahre, bis dieser nach der Eindeichung des
Südender Außengrodens und dem Bau einer Schleuse zu einem „echten Hafen“ wurde.
Seine Blütezeit begann mit der einsetzenden Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Im
Jahr 1857 wurden insgesamt 634 Schiffsbewegungen verzeichnet, die Niederlande unterhielten
in Varel ein eigenes Konsulat und auch der Viehhandel mit England boomte. Doch die goldenen
Jahre währten nicht lange. Mit dem Siegeszug der Eisenbahn und der Gründung von immer mehr
Großreedereien sank die Bedeutung des Hafens ab 1865.
1962 wäre es dann beinahe ganz um ihn geschehen gewesen. Nach der schweren Sturmflut sollte
das Hafenbecken zugeschüttet und die Deiche erhöht werden. Schließlich entschieden sich die
Verantwortlichen dann aber für den Bau einer Kammerschleuse, die 1977 den Betrieb aufnahm.
Seither können auch größere Schiffe den Hafen anlaufen.
Heute hat der Vareler Hafen zwar als Handelshafen keine Bedeutung mehr, doch immer mehr
Menschen wissen die unverwechselbare Atmosphäre und den Freizeitwert zu schätzen.
Inzwischen liegen Fischkutter neben privaten Sportbooten, am Kai warten Restaurants, Cafés und
Geschäfte auf Urlaubsgäste und Einheimische. Und noch immer arbeiten hier mehr als 200 Menschen in kleinen und mittelständischen Betrieben.
Träger des Hafens ist heute der Zweckverband Vareler Hafen (Stadt Varel und Landkreis Friesland)